Leise Fotografie

„In unserer heutigen Fotografie geht der Trend oft zu stark überzeichneten Bildern. Die Anhebung von Kontrasten, Farbigkeit,  der Einsatz von Effektfiltern in der Bildbearbeitung und die primäre Gewichtung auf die Kameratechnik führen zwangsläufig zur bunteren und lauteren Fotografie“. Dieser Ausspruch stammt -wenn ich mich recht erinnere -von einem Chefredakteur eines großen Magazins.

Zu dieser Art der Fotografie habe ich lange Zeit selber beigetragen. Meine Bilder mussten bestimmte Kriterien erfüllen, um Anerkennung zu finden oder aber bei Wettbewerben konkurrenzfähig zu sein. Das war mir in weiten Teilen sehr wichtig und führte aber langsam, unaufhörlich dazu, dass meine Kamera immer seltener zum Einsatz kam. Die Jagd nach Erfolgen, Anerkennung und Perfektion blockierte meine Kreativität, meine Freude an dem Hobby. Also habe ich mir ein Jahr fotografische Auszeit gegönnt und mir die Frage gestellt “ Was will ich überhaupt ?“        

Nach vielen Recherchen im Internet wurde ich auf verschiedene japanische Fotografen aufmerksam, die in ihre Fotografie die Grundzüge buddhistischer Betrachtungen haben einfließen lassen. So führte mich der Weg von der Haiku-Fotografie über die Zen-Fotografie zur  Wabi Sabi  Fotografie. Zu guter Letzt kam noch der Bereich der kontemplativen Fotografie hinzu..

Daraus entstand für mich ein alternativer Weg den ich bezeichnenderweise  „leise Fotografie“genannt habe . Er ist in der Herangehensweise geprägt von dem respektvollen Umgang mit dem Motiv, der Reduktion auf das Wesentliche und der Bindung zwischen Fotograf und Fotomotiv.  Es geht in der „leisen“  Fotografie nicht um die Beherrschung einer teuren Kamera. Vielmehr spielt die Achtsamkeit auf das was ich zum Zeitpunkt der Aufnahme  sehe, spüre und fühle eine wichtige Rolle. Diese Empfindungen spiegeln sich in den Bildern wieder und verleihen ihnen etwas besonderes..

Jeder der oben genannten Möglichkeiten zeigt, dass eine  entschleunigte und sensiblere Fotografie durch bewussteres und achtsameres Sehen möglich ist. Ich praktiziere diese Art der Fotografie nunmehr seit mehreren Jahren, gebe als Dozent bei verschiedenen Bildungsträgern Kurse und habe durch die „Leise Fotografie“ meine Freude an der Fotografie wiedergefunden…